Ich war mal wieder in der realen Welt,
abseits meiner Elfenbeintürme von Heim und Job, in einem
blinkenden und brodelnden Konsumtempel,wo man face to face Geld gegen Dinge tauscht, die man selten braucht - eher möchte.
Meine Freundin hat beschlossen, dass ich mir mein Geschenk selber aussuchen darf. Ich brauche eine Digicam- also führt der Weg in den örtlichen MediaMarkt.
Am Eingang: Security Menschen, mit Bäuchen, die Uniformen ausbeulen. Ist Drüberwalzen mittlerweile
ein anerkanntes Kampfmanöver? Im Inneren: Junge, weibliche Menschen in Messebekleidung strecken mir Zettel entgegen.
Höflich, weil ich sie ihrer Funktion nicht berauben möchte, nehme
ich Zettel an und gebe sie direkt an die nächste
Zettelhandreich-Person weiter, während ich deren Zettel entgegennehme.
Lustig, die nehmen sie mir immer ab und besiegeln das "Geschäft"
mit einem Lächeln.
Freundin sieht mich immer länger schief an. Ich mach mir Sorgen, dass ich Konsum nicht richtig mache.
Reihe um Reihe überspannter Krempel. Bügeln? Staubsaugen? Simple
Haushaltstätigkeiten? Nein. Scheinbar führt der perfekte Kauf zur
Selbstfindung, ansonsten kann ich mir die Menge des Fast-Gleichen nicht erklären. Wir münden in die Allee der "Kaffeekapselautomaten". Ein so'n Ding ist schon ein
Verbrechen an unseren Nachfahren - aber gefühlte Hundert? Das ist
böse. Die kapselverführte Freundin nennt so ein Biest ihr
Eigen. Dabei ist sie früher gegen alles unökologische auf die Straße
gezogen, während ich mir wie ein moralisches Mauerblümchen vorkam.
Verrückte Welt, das.
Mehr Krempel: XYZ Boxen, Handy
Krimskrams und "Ich-habe-biologische-Funktionen" Dummtech
gemischt mit Lärm und Blinkblink. Und meterweise Bildschirme an den
Wänden - nee halt, das sind Fernseher. So viele? Wer kauft das? Und
wozu? Eine Via Appia der
Zeitvernichtung.
Nieder mit der GEZ!!! flüstert mein Hirn. Offener Widerstand ist zwecklos. Meistens bekomme ich von anständigen Konsumenten für mein glotzenloses Elendsdasein den mitleidigen Blick, der sonst für bildstark hungernde "uns-gehts-doch-gut" Kinder reserviert ist. Und dann kommen die Fragen... gehaucht, als hätte ich Krebs.
Nieder mit der GEZ!!! flüstert mein Hirn. Offener Widerstand ist zwecklos. Meistens bekomme ich von anständigen Konsumenten für mein glotzenloses Elendsdasein den mitleidigen Blick, der sonst für bildstark hungernde "uns-gehts-doch-gut" Kinder reserviert ist. Und dann kommen die Fragen... gehaucht, als hätte ich Krebs.
Bin einem epileptischen Anfall nah, als
wir endlich die Kameras erreichen.
Aussuchen geht gut, rosa Kamera
vermieden, jetzt darf ich nur noch dem überdrehten männlichen
Menschen am Service Pult meine Daten geben für irgendeine
sonder-lange Garantie. (Ich brauch die. Ich lass alles fallen). Er tippt, schaut auf vom Monitor: "Da haben wir Sie ja! Stimmen
Straße und Hausnummer noch?" Fröhlich beginnt er allen Umstehenden die Adresse einer wildfremden Frau mit meinem Allerweltsnamen
vorzulesen. Liest vor, blickt mich stolz an... weil er lesen oder die Suche betätigen kann? "Nein, das bin ich nicht." Er weicht unwillkürlich von der
Konsole zurück, als er meine hochgezogene Augenbraue sieht.
Still wird um uns, er wird richtig rot. Kollegen und Kunden nehmen ihn wahr. Er windet sich. Ich lasse mir Zeit, lächele höflich - winde mich aber auch. Alles hinwerfen? Freundin verärgern? Noch so einen Rummel -Trip - und ich hab mich definitiv in die kleine Kamera verguckt.
Ok, ich kann "charmant" und packe das aus. "Wenn ich Ihnen jetzt meine Adresse gebe,
werden Sie damit auch so verfahren?" "So" kann wie "dumm" klingen. Natürlich könne ich dem Herren getrost vertrauen. Klaaaar.
Konsum 1- ich 0. Morgen, morgen packe ich meine Grundsätze wieder aus. Aber die Kamera mag ich, die geb ich nicht mehr her. Freundin freut sich. Die Straße und Hausnummer der anderen Frau habe ich mir seltsamerweise gemerkt.
Konsum 1- ich 0. Morgen, morgen packe ich meine Grundsätze wieder aus. Aber die Kamera mag ich, die geb ich nicht mehr her. Freundin freut sich. Die Straße und Hausnummer der anderen Frau habe ich mir seltsamerweise gemerkt.
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