Montag, 29. Dezember 2014

Mächtige Viecher

Karneval im Dezember: Tiere im Rollenspiel

In meiner bescheidenen Karriere als SL habe ich gelernt, dass der tierische Gegner sehr genau ausbalanciert werden muss, um effektiv zu sein, nicht nur lästig oder tödlich. In meiner ersten Runde überhaupt (Hellfrost) hat mir eine Zufallsbegegnung eine Stunde nach Start fast die ganze Gruppe gefressen - das aber stylisch. Gleißend weiße Snow Wings in Formationsangriff auf freiem Feld und eine Gruppe Novizencharaktere - war nicht so doll.
Man lebt und lernt.

Aber als Spieler habe ich viele gute und unvergessene Einsätze von Tieren erlebt. Sie wurden von den SLs für Stimmung, als Gegner, zu moralischen Dilemmata und als schnödes Futter eingesetzt. Aber sogar so bleiben sie jahrelang im Gruppengedächtnis wie unser "Ra.. häm ..Rehgulasch", eine Spezialität in einigen heruntergekommenen Wirtshäusern des Nordens.

Das Feld ist so weit, ich erhebe keinen Anspruch auch Vollständigkeit. Hier das, war mir einfällt.

Das Pferd, der zweitbeste Freud des Menschen

Das Pferd nehme ich als Charakter-tragenden Platzhalter für Reittier, Lasttier, Tauschmittel, Waffe oder Freund für Geld (danke Tagschatten). Pferd haben oder nicht haben hat sich in vielen Kampagnen als spielentscheidend erwiesen. Die Anzahl, Qualität und Verfügbarkeit bringt den entscheidenden Raum- oder Zeitvorteil und wird zur wertvollen Ressource für die Spieler.
Für den Kampf ausgebildete Tiere, also das Schlachtross, der Greif, werden im Spiel zu Waffen, eröffnen Möglichkeiten; Luftkampf ist halt nur, wenn was fliegt.
Wenn sich der Charakter auf seinen Untersatz auch noch persönlich einlässt, kann dieser zu sehr schönen dramatischen Momente führen. Ich kenne meine fast alle noch beim Namen.

Tiere als Gefährten werden meistens geschaffen mit dem Hintergedanken, dass das schöne, geschickte oder starke Tier einen Nutzen in der Spielgestaltung haben soll.
Das wären das schon erwähnte Pferd, der Wolfshund als personifizierter Schutz mit scharfen Ohren oder das Äffchen, das mit auf Klau geht. Ein Gefährtentier ist eine mächtige Zugabe zu den Charakterwerten.
Gleichzeitig macht es den Charakter angreifbar .... und Schwächen machen die interessantesten Charaktere.

Derzeit gibt es in unserer Gruppe ein Entenküken ohne jede Besonderheit, weil der stärkste und blödeste Charakter plötzlich in Vatergefühlen aufgegangen ist. All sein Trachten gilt der Sicherheit des Geflügels und dessen Zukunft als Therapieente für Kriegswaisen. Zerlumpter Pöbel, weil Hunger, und Heilkundige, weil spannend für die Psychiatrie, folgen dem Krieger mit Interesse. Der Hüne wird erpressbar, die Gruppe verliert zuweilen an Würde und Drohpotential, die Feinde gucken sentimental und es wurden noch nie so viele Kochrezepte am Tisch debattiert.

Tiere sind eine Herausforderung im Guten wie im Bösen. Ohne sie wären Charas schwächer, unbeholfener und hätten weniger Handlungsoptionen.Tiere assistieren spiel-relevant ohne Deus ex Machina Charakter, indem sie ihre Fertigkeiten zur Verfügung stellen. Sie fördern nicht nur Charakterspiel und Gruppeninteraktion, sie bieten dem Spielleiter auch noch genug Möglichkeit zu interessanten Anekdoten am Rande.

Rollenspiel (zumindest Fantasy) wäre ohne Tiere viel ärmer. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen