Karneval im Dezember: Tiere im Rollenspiel
In meiner bescheidenen Karriere als SL
habe ich gelernt, dass der tierische Gegner sehr genau ausbalanciert
werden muss, um effektiv zu sein, nicht nur lästig oder tödlich. In meiner ersten
Runde überhaupt (Hellfrost) hat mir eine Zufallsbegegnung
eine Stunde nach Start fast die ganze Gruppe gefressen - das aber
stylisch. Gleißend weiße Snow Wings in Formationsangriff auf
freiem Feld und eine Gruppe Novizencharaktere - war nicht so doll.
Man lebt und
lernt.
Aber als Spieler habe ich
viele gute und unvergessene Einsätze von Tieren erlebt. Sie wurden von
den SLs für Stimmung, als Gegner, zu moralischen Dilemmata und als
schnödes Futter eingesetzt. Aber sogar so bleiben sie jahrelang im
Gruppengedächtnis wie unser "Ra.. häm ..Rehgulasch", eine
Spezialität in einigen heruntergekommenen Wirtshäusern des Nordens.
Das Feld ist so weit, ich erhebe keinen
Anspruch auch Vollständigkeit. Hier das, war mir einfällt.
Das Pferd, der zweitbeste Freud des
Menschen
Das Pferd nehme ich als
Charakter-tragenden Platzhalter für Reittier, Lasttier,
Tauschmittel, Waffe oder Freund für Geld (danke Tagschatten). Pferd
haben oder nicht haben hat sich in vielen Kampagnen als
spielentscheidend erwiesen. Die Anzahl, Qualität und Verfügbarkeit
bringt den entscheidenden Raum- oder Zeitvorteil und wird zur
wertvollen Ressource für die Spieler.
Für den Kampf ausgebildete Tiere, also
das Schlachtross, der Greif, werden im Spiel zu Waffen, eröffnen
Möglichkeiten; Luftkampf ist halt nur, wenn was fliegt.
Wenn sich der Charakter auf seinen
Untersatz auch noch persönlich einlässt, kann dieser zu sehr
schönen dramatischen Momente führen. Ich kenne meine fast alle noch beim Namen.
Tiere als
Gefährten werden meistens geschaffen mit dem Hintergedanken, dass
das schöne, geschickte oder starke Tier einen Nutzen in der
Spielgestaltung haben soll.
Das wären das schon erwähnte
Pferd, der Wolfshund als personifizierter Schutz mit scharfen Ohren oder
das Äffchen, das mit auf Klau geht. Ein Gefährtentier ist eine
mächtige Zugabe zu den Charakterwerten.
Gleichzeitig macht
es den Charakter angreifbar .... und Schwächen machen die
interessantesten Charaktere.
Derzeit gibt es in unserer Gruppe ein Entenküken ohne jede Besonderheit, weil der stärkste und blödeste Charakter plötzlich in Vatergefühlen aufgegangen ist. All sein Trachten gilt der Sicherheit des Geflügels und dessen Zukunft als Therapieente für Kriegswaisen. Zerlumpter Pöbel, weil Hunger, und Heilkundige, weil spannend für die Psychiatrie, folgen dem Krieger mit Interesse. Der Hüne wird erpressbar, die Gruppe verliert zuweilen an Würde und Drohpotential, die Feinde gucken sentimental und es wurden noch nie so viele Kochrezepte am Tisch debattiert.
Tiere sind eine Herausforderung im
Guten wie im Bösen. Ohne sie wären Charas schwächer, unbeholfener
und hätten weniger Handlungsoptionen.Tiere
assistieren spiel-relevant ohne Deus ex Machina Charakter, indem sie ihre Fertigkeiten zur Verfügung stellen. Sie
fördern nicht nur Charakterspiel und Gruppeninteraktion, sie bieten
dem Spielleiter auch noch genug Möglichkeit zu interessanten
Anekdoten am Rande.
Rollenspiel (zumindest Fantasy) wäre ohne Tiere viel ärmer.
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